Das Projekt

Gesundheit für Alle - 
Clearingstelle und Anonymer Behandlungsschein Ulm

Das Projekt unterstützt Menschen ohne bzw. mit nur unzureichendem Krankenversicherungsschutz. 

Im Mittelpunkt steht die Beratung zum Krankenversicherungsschutz:
Klientinnen/Klienten werden bei einem fehlenden Krankenversicherungsschutz dabei unterstützt, in das Versicherungssystem zurückzukehren.
Bei Beitragsschulden werden Klientinnen/Klienten dazu beraten, den vollständigen Versicherungsschutz wieder zu erlangen - egal ob in der Gesetzlichen oder Privaten Krankenversicherung. 

Ist eine medizinische Behandlung notwendig bevor der Versicherungsstatus geklärt ist oder ist eine Integration in das Versicherungssystem überhaupt nicht möglich, steht ein Fonds zur Übernahme von Behandlungskosten zur Verfügung. 
Davon profitieren alle: durch eine rechtzeitige Behandlung können Chronifizierungen von Krankheiten und Notfälle vermieden werden. Ein Gewinn für Klientinnen/Klienten und die Gesellschaft.

Finanziert wird das Projekt durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg und Eigenmittel des DRK. 
 

Projektbeteiligte

Umgesetzt wird das Projekt durch den DRK Kreisverband Ulm e.V. als Projektträger in enger Kooperation mit dem Verein Medinetz Ulm e.V. 

DRK Kreisverband Ulm e.V.

Als ein großer Wohlfahrtsverband ist das DRK ein fester Bestandteil der Ulmer Stadtgemeinschaft.

Für das Projekt „Gesundheit für Alle – Clearingstelle und Anonymer Behandlungsschein Ulm“ fungiert das DRK als Projektträger. Durch zwei hauptamtliche Mitarbeiterinnen, die im Rahmen des Projekts eingestellt wurden, konnte die Versorgung von Menschen ohne bzw. mit unzureichendem Krankenversicherungsschutz wesentlich professionalisiert werden.

Medinetz Ulm e.V.

Der gemeinnützige Verein ist eine medizinische Beratungs- und Vermittlungsstelle für Menschen ohne Krankenversicherung, der hauptsächlich durch Medizinstudierende getragen und durch Spendengelder finanziert wird.  
Bereits seit 2009 ist das Medinetz in Ulm aktiv.

Die Versorgung der Patientinnen und Patienten erfolgt mithilfe ehrenamtlich kooperierenden Ärztinnen und Ärzte.
2022 brachte das Medinetz erstmals die Idee einer Clearingstelle mit Anonymem Behandlungsschein in den Ulmer Gemeinderat ein, woraus das Projekt erwachsen ist.

Das Projekt wird weiterhin von den folgenden Institutionen unterstützt:

Stadt Ulm

Das Team der Sozialplanung der Stadt Ulm unterstützt das Projekt durch die Expertise und Kontakte zu anderen Hilfsstrukturen der Stadt Ulm. So findet eine optimale Integration und Vernetzung des Projekts statt.

Durch eine enge Begleitung ermittelt die Stadt auch die Notwendigkeit und die Rahmenbedingungen für eine Fortführung des Projekts. 

Institut für Allgemeinmedizin des Universitätsklinikum Ulm

Von November 2023 - März 2025 hat das Team des Instituts für Allgemeinmedizin das Projekt durch eine wissenschaftliche Begleitung unterstützt. Als eines der ersten umfassenden Projekte deutschlandweit und damit verbundenem breitem Interesse auf unterschiedlichen Ebenen ist eine sorgfältige Evaluation durchgeführt worden. 

Seit April 2025 agiert das Institut für Allgemeinmedizin mit seiner Expertise als beratenden Institution für den weiteren Projektverlauf

Daneben ist das Institut für Allgemeinmedizin das zentrale Bindeglied zur Ärzteschaft. Damit kann eine adäquate Versorgung der Patientinnen und Patienten gewährleistet werden. 

Hintergründe zum Projekt

In Deutschland gibt es eine Krankenversicherungspflicht. Dennoch gibt es Menschen in Deutschland, die über keinen oder einen nur unzureichenden Krankenversicherungsschutz verfügen. Genaue Zahlen zum Vorkommen sind schwierig, die Dunkelziffer ist hoch. 


Menschen ohne Krankenversicherungsschutz
Schätzungen großer Wohlfahrtsverbänden gehen von ca. 500.000 – 700.000 Menschen ohne Krankenversicherung aus, die Dunkelziffer dürfte aber weit höher liegen. Das entspricht einem Bevölkerungsanteil von ca. 0,7 % und damit wären alleine in Ulm etwa 900 Menschen betroffen.

Die offiziellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes zu Menschen ohne Krankenversicherung liegen wesentlich niedriger, bei ca. 61.000 Menschen. Fachleute betonen aber, dass diese Zahl die Wirklichkeit nur sehr begrenzt wiederspiegelt: Denn die Erhebungsmethode – der Mikrozensus – hat methodische Schwächen. Menschen, die keinen Krankenversicherungsschutz haben, werden durch die Erhebungsmethode nicht systematisch erfasst [1]. 


Menschen mit unzureichendem Krankenversicherungsschutz
Daneben verfügen ca. 750.000 Menschen über einen unzureichenden Krankenversicherungsschutz. Dieser kommt durch Beitragsschulden bei der Krankenversicherung zustande. Menschen mit Beitragsschulden kommen entweder in den "Notlagentarif" (Private Krankenversicherung) bzw. in das "Leistungsruhen" (Gesetzliche Krankenversicherung). 

In beiden werden nur noch die Kosten für akute Erkrankungen, Schmerzzustände, Schwangerschaftsvorsorge und Mutterschutz übernommen. Andere medizinische Behandlungen, die beispielsweise eine Chronifizierung vorbeugen, werden durch die Krankenkasse nicht übernommen [1] [2]. 


Wer ist betroffen?
Von einem fehlenden oder unzureichenden Krankenversicherungsschutz sind unterschiedliche Personengruppen betroffen:

  • (ehemalige) Selbstständige, die die Beiträge für die Private Krankenversicherung nicht mehr aufbringen können
  • EU-Bürgerinnen / EU-Bürger ohne sozialversicherungspflichtige Arbeit in Deutschland
  • wohnungslose und obdachlose Menschen
  • Menschen, die von Altersarmut betroffen sind
  • Menschen ohne gültige Papiere in Deutschland
  • Menschen, die gerade ein Asylverfahren durchlaufen
  • Kinder jeden Alters, deren Eltern über keine Krankenversicherung verfügen
  • ….

Das Projekt unterstützt alle Menschen,  die über keinen bzw. einen unreichenden Krankenversicherungsschutz verfügen und nicht die finanziellen Mittel haben, für die notwendige Behandlung selbst aufzukommen – unabhängig von Alter, Herkunft, Hautfarbe, Sprache, Weltanschauung und Aufenthaltsstatus.

Denn Gesundheit ist ein Menschenrecht.

Kontakt

Finanziert durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration aus Landesmitteln, die der Landtag Baden-Württemberg beschlossen hat. 

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